Gestern, am 29. September, war Tag der Endometriose.
Ein Tag, an dem Betroffene, Ärzte, Therapeuten und Organisationen weltweit auf diese Erkrankung aufmerksam machen.
Für viele Frauen ist Endometriose ein langer, oft unerkannter Begleiter: starke Schmerzen, Unverständnis im Umfeld, jahrelanges Suchen nach Hilfe und einer Diagnose.
In diesem Artikel erfährst du, was Endometriose ist, wie sie sich äußert, wann Regelschmerzen auffällig sind und welche Therapie- und Begleitmöglichkeiten es gibt.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst – zum Beispiel auf den Eierstöcken, den Eileitern, im Beckenraum oder auf dem Bauchfell. In selteneren Fällen auch an anderen Orten im Körper.
Dieses Gewebe reagiert wie die Schleimhaut in der Gebärmutter auf den monatlichen Zyklus: Es baut sich auf, blutet ab und kann dabei Entzündungen, Schmerzen, Narben und Verwachsungen verursachen.
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Forschende gehen von einem Zusammenspiel aus hormonellen Einflüssen, Immunreaktionen, genetischen Faktoren und entzündlichen Prozessen aus.
Wer ist betroffen?
- Schätzungsweise jede 10. Frau im gebärfähigen Alter leidet an Endometriose.
- Besonders häufig betroffen sind Frauen mit starken Menstruationsschmerzen oder unerfülltem Kinderwunsch.
- In vielen Familien tritt die Erkrankung gehäuft auf – es gibt also eine genetische Komponente.
- Die Diagnose dauert oft Jahre: Viele Frauen werden lange nicht ernst genommen oder ihre Symptome werden als „normale Regelschmerzen“ abgetan.
Wie äußert sich Endometriose?
Die Symptome sind vielfältig, nicht alle Betroffenen haben die gleichen Beschwerden. Typisch sind:
- sehr starke Regelschmerzen (Dysmenorrhö)
- chronische Unterbauchschmerzen, auch außerhalb der Periode
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Verdauungsprobleme oder Schmerzen beim Stuhlgang
- Schmerzen beim Wasserlassen während der Menstruation
- Müdigkeit und Erschöpfung
- in manchen Fällen: eingeschränkte Fruchtbarkeit
Regelschmerzen: was ist noch normal, was ist auffällig?
Viele Frauen kennen Regelschmerzen, sie gehören für viele zum Zyklus dazu. Doch es gibt Warnsignale, bei denen eine gynäkologische Abklärung wichtig ist:
- Schmerzen, die so stark sind, dass Alltag, Arbeit oder Schule nicht mehr möglich sind
- Beschwerden, die über mehrere Tage anhalten und sich mit der Zeit verschlimmern
- Schmerzmittel helfen kaum oder nur sehr kurz
- Begleitsymptome wie starke Übelkeit, Erbrechen oder Kreislaufprobleme
Wenn dich deine Periode regelmäßig ans Bett fesselt und außer Gefecht setzt oder du das Gefühl hast, dass deine Beschwerden nicht „normal“ sind, sprich unbedingt mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt darüber.
Aktuelle Studien
Die Forschung zu Endometriose schreitet voran, wenn auch oft zu langsam im Verhältnis zur Häufigkeit der Erkrankung.
Ein interessantes Beispiel:
- Eine große Big-Data-Studie der University of California, San Francisco (2025) zeigt: Endometriose ist nicht nur eine gynäkologische, sondern eine multisystemische Erkrankung. Sie kann das Immunsystem, Hormonsystem und sogar andere Organe beeinflussen – ein wichtiger Hinweis, warum Betroffene oft sehr unterschiedliche Symptome haben. (UCSF 2025)
Was kann helfen?
Schulmedizinische Therapie
- Medikamente: Schmerzmittel (NSAR) und hormonelle Therapien wie die Antibabypille, reine Gestagenpräparate oder GnRH-Analoga können Symptome lindern.
- Operationen: Endometrioseherde können per Bauchspiegelung entfernt werden. Das lindert Schmerzen und kann die Fruchtbarkeit verbessern.
- Nachsorge: Oft wird nach einer Operation eine hormonelle Behandlung empfohlen, um Rückfälle zu verhindern.
Begleitung im Alltag
- Psychologische Unterstützung: Chronische Schmerzen sind eine große Belastung. Gespräche, Coaching oder Selbsthilfegruppen können helfen.
- Osteopathie, Physiotherapie & Bewegung: Regelmäßige, sanfte Bewegung, Mobilisation und Beckenbodentraining können Verspannungen lösen.
- Ernährung: Viele Betroffene berichten über Verbesserungen, wenn sie entzündungsfördernde Lebensmittel reduzieren, z. B. histaminreiche oder stark verarbeitete Produkte. Eine mediterran geprägte Ernährung mit viel Gemüse, Omega-3-Fettsäuren und wenig Zucker kann helfen.
Osteopathie
Sanfte osteopathische Behandlungen können helfen, Verklebungen und Spannungen im Bauchraum oder Beckenbereich zu lösen. Besonders nach Operationen oder Eingriffen im Bauchraum berichten manche Frauen von mehr Beweglichkeit und weniger Schmerzen.
Auch bei starken Regelbeschwerden kann die Osteopathie Spannungen lösen und das Wohlbefinden verbessern.
Osteopathie ist keine Ersatztherapie, kann aber eine wertvolle Ergänzung sein, die das ganze System begleitet und unterstützt.
Nährstoffe
Bestimmte Mikronährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren oder Antioxidantien können entzündungshemmend wirken. Wissenschaftlich wird im Bereich der Nährstoffversorgung viel geforscht.
Viele Endometriose-Patientinnen berichten, dass eine ausgewogene Ernährung mit reichlich frischem Obst, Gemüse, Nüssen und Vollkornprodukten ihr Wohlbefinden unterstützt. Der Nährstoffbedarf ist sehr individuell und kann gezielt unterstützend eingesetzt werden.
Interessante Fakten über Endometriose
- Endometriose kann bereits im Teenageralter beginnen, sogar schon mit der ersten Periode.
- Die Gewebeveränderungen sind dem Endometrium sehr ähnlich, aber nicht identisch.
- Endometriose kann außerhalb des Beckens auftreten – wie z. B. im Zwerchfell oder (selten) in der Lunge.
- Viele Frauen warten 7–10 Jahre auf ihre Diagnose. Das ist ein Hinweis darauf, wie unterschätzt die Erkrankung noch immer ist.
- Manche Studien zeigen, dass Frauen mit Endometriose ein erhöhtes Risiko für eine frühere Menopause haben, insbesondere nach Operationen an den Eierstöcken.
Fazit
Endometriose ist weit mehr als „starke Regelschmerzen“. Sie ist eine chronische, komplexe Erkrankung, die viele Lebensbereiche beeinflussen kann.
Wichtig ist: Symptome ernst nehmen und sich frühzeitig ärztliche Hilfe suchen.
Schulmedizinische Therapien bilden die Basis, doch ergänzende Maßnahmen wie Ernährung, Bewegung, Osteopathie oder psychologische Unterstützung können den Alltag spürbar erleichtern.
Und das Wichtigste: Du bist nicht allein. Immer mehr Forschung, Aufklärungstage wie der 29. September und eine wachsende Community sorgen dafür, dass Endometriose die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient.
Über die Autorin
Alexandra Buchmann ist Heilpraktikerin und spezialisiert auf funktionelle Medizin und Osteopathie. In ihrer Praxis in Wentorf begleitet sie Menschen auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit und Lebensqualität.
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