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Wenn die Gelenke in den Wechseljahren schmerzen
Gesundheit25. Oktober 202510 Min. Lesezeit

Wenn die Gelenke in den Wechseljahren schmerzen

Viele Frauen sind überrascht, wenn sie in der Zeit um die Wechseljahre plötzlich merken, dass ihre Gelenke sich verändern. Die Finger sind morgens steif, das Knie zwickt beim Aufstehen, oder die Schultern fühlen sich „verspannt von innen“ an. Oft heißt es dann: „Das ist sicher Arthrose“ – doch die Ursache liegt häufig woanders.
Gelenkschmerzen gehören zu den häufigsten, aber oft wenig bekannten Beschwerden in der Perimenopause und Menopause. Und das hat viel mit unseren Hormonen zu tun.

Der hormonelle Wandel – und warum Östrogen so wichtig für die Gelenke ist

Östrogen ist viel mehr als ein „Frauenhormon“. Es wirkt nicht nur auf die Gebärmutter oder den Zyklus, sondern auf nahezu jedes Gewebe im Körper.
Östrogenrezeptoren finden sich in Muskeln, Sehnen, Bändern, Knorpel und sogar in den Zellen der Gelenkflüssigkeit. Dieses Hormon sorgt dafür, dass Entzündungen gedämpft werden, das Bindegewebe elastisch bleibt und die Gelenkflüssigkeit geschmeidig durch die Gelenke fließt – wie ein gut geölter Mechanismus.

Wenn der Östrogenspiegel in der Perimenopause absinkt, verändern sich genau diese Strukturen: Das Bindegewebe verliert an Spannkraft, der Knorpel wird weniger belastbar und Entzündungsprozesse können sich leichter entwickeln.
Dadurch entstehen Schmerzen, Steifigkeit oder Druckgefühle, meist ohne, dass ein akuter Schaden vorliegt. Besonders häufig betroffen sind Knie, Schultern, Hände und Hüften – also Gelenke, die wir im Alltag ständig beanspruchen.

Wissenschaftlich ist dieser Zusammenhang gut belegt: In einer großen Studie der Women’s Health Initiative mit über 10.000 Frauen zeigte sich, dass eine Östrogentherapie die Häufigkeit von Gelenkschmerzen deutlich reduzieren konnte. Bereits nach einem Jahr traten Gelenkbeschwerden in der Behandlungsgruppe seltener auf als in der Placebogruppe. Diese Verbesserung hielt über mehrere Jahre an. Das zeigt, wie stark der Einfluss von Östrogen auf die Gelenkgesundheit tatsächlich ist.

Studien bestätigen: Gelenkschmerzen sind ein häufiges, hormonabhängiges Phänomen

Mehr als 70 Prozent aller Frauen berichten während der Wechseljahre über muskuläre oder gelenkbezogene Beschwerden, etwa jede vierte Frau fühlt sich dadurch in ihrer Alltagsfunktion deutlich eingeschränkt. Forschende sprechen inzwischen vom sogenannten „muskuloskelettalen Syndrom der Menopause“.

Auch Studien zum Thema Arthrose zeigen einen klaren Zusammenhang: Frauen sind vor den Wechseljahren seltener von Kniegelenksarthrose betroffen als Männer, doch nach der Menopause kehrt sich dieses Verhältnis um!
Der sinkende Östrogenspiegel scheint hier eine entscheidende Rolle zu spielen. Fehlt das Hormon, nimmt die Knorpeldichte ab, die Gelenkflüssigkeit verändert sich und entzündliche Prozesse können sich leichter etablieren.

Spannend ist auch, dass Frauen mit frühem Eintritt der Menopause, also vor dem 45. Lebensjahr, ein deutlich höheres Risiko haben, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken. Das belegt eine große Metaanalyse aus dem Jahr 2024, die zeigte, dass das Risiko fast dreimal so hoch war wie bei Frauen, deren Wechseljahre später eintraten.

All diese Erkenntnisse verdeutlichen: Gelenkschmerzen in den Wechseljahren sind kein Zufall, sondern ein Zusammenspiel aus hormonellen, entzündlichen und strukturellen Veränderungen – ein Zeichen dafür, dass der Körper sich neu ordnet.

Funktionelle Labordiagnostik – den Ursachen wirklich auf den Grund gehen

Nicht jede Frau erlebt dieselben Beschwerden, und nicht jede Gelenkschmerzursache ist gleich. Deshalb lohnt sich der Blick in die Tiefe, mithilfe einer funktionellen Labordiagnostik. Damit lassen sich stille Entzündungen, hormonelle Dysbalancen und Nährstoffmängel erkennen, bevor sie zu chronischen Beschwerden führen.

Wichtig sind dabei Werte wie Estradiol, Progesteron, Testosteron und DHEA, um die hormonelle Situation zu verstehen. Zusätzlich können Entzündungsmarker wie hsCRP oder Interleukin-6 Hinweise auf stille Entzündungen geben.
Auch Mikronährstoffe wie Vitamin D, Zink, Selen oder Omega-3-Fettsäuren spielen eine Rolle, da sie das Immunsystem und die Entzündungsregulation unterstützen. Und selbst der Darm darf nicht vergessen werden: Eine gestörte Darmflora kann Entzündungsprozesse verstärken und damit Gelenkbeschwerden begünstigen.

Mit solchen Befunden lässt sich eine gezielte, individuelle Therapie entwickeln – nicht symptomorientiert, sondern ursachenorientiert.

Bewegung – sanfte Aktivität für geschmeidige Gelenke

Bewegung ist der Schlüssel zu beweglichen, schmerzarmen Gelenken. Dabei geht es nicht um Leistung oder Sport im klassischen Sinn, sondern um regelmäßige, achtsame Aktivität.
Spaziergänge, Yoga, Pilates, Schwimmen oder leichtes Radfahren fördern die Durchblutung, erhalten den Knorpel und stärken die Muskulatur, die unsere Gelenke schützt.

Schon kleine Bewegungsroutinen am Morgen können helfen, die Gelenke zu mobilisieren. Die Gelenkflüssigkeit verteilt sich dabei gleichmäßiger, die Steifigkeit lässt nach und der Körper fühlt sich wieder mehr „im Fluss“.
Am effektivsten sind individuelle Übungen, die genau zu Ihrem Körper passen.

Ernährung und gezielte Nährstofftherapie – Entzündungen dämpfen, Gewebe stärken

Unsere Ernährung hat einen enormen Einfluss auf Entzündungsprozesse und auf die Regeneration von Gelenken und Bindegewebe. Eine bunte, frische, pflanzenbetonte Kost mit viel Gemüse, Kräutern, hochwertigen Eiweißquellen und gesunden Fetten kann Schmerzen spürbar lindern. Besonders wichtig sind Omega-3-Fettsäuren aus Leinöl, Algenöl oder fettem Fisch – sie wirken wie ein natürliches Gegengewicht zu Entzündungen und unterstützen die Gelenkgesundheit von innen.

Zucker, stark verarbeitete Produkte und Weißmehl hingegen fördern stille Entzündungen und können Beschwerden verstärken. Auch natürliche Helfer wie Kurkuma, Ingwer, Zimt oder grüner Tee können sanft entzündungshemmend wirken und lassen sich wunderbar in den Alltag integrieren.

Viele Frauen profitieren zusätzlich von einer gezielten Nährstofftherapie.
Vitamin D, Magnesium, Zink, Selen und Antioxidantien wie Vitamin C und E unterstützen die Zellgesundheit, wirken entzündungsregulierend und fördern die Regeneration von Bindegewebe.
Ergänzend können Kollagen, Hyaluronsäure, Glucosamin oder MSM den Knorpelstoffwechsel und die Gelenkbeweglichkeit verbessern.

Auch pflanzliche Östrogene, sogenannte Phytoöstrogene aus Soja, Rotklee oder Leinsamen, können die hormonellen Schwankungen dieser Lebensphase sanft abfedern und so indirekt zur Linderung von Gelenkbeschwerden beitragen.

Wie bei allem gilt:
Ernährung und Nährstofftherapie wirken am besten, wenn sie individuell abgestimmt sind – auf die eigene Lebenssituation, den Hormonstatus und die persönlichen Bedürfnisse.

Osteopathie – sanfte Unterstützung in einer sensiblen Phase

In dieser herausfordernden Zeit ist auch die Osteopathie eine wertvolle Begleitung.
Durch sanfte manuelle Techniken werden Blockaden und Spannungen im Gewebe gelöst, Faszien und Nervensystem entspannt und die Durchblutung angeregt.
Das hilft nicht nur den Gelenken und Schmerzen, sondern wirkt auf den gesamten Organismus regulierend.

Viele Frauen berichten nach osteopathischer Behandlung von einem Gefühl der Erleichterung, Schmerzreduktion, mehr Beweglichkeit und einem besseren Gespür für den eigenen Körper.
Die Osteopathie unterstützt den Körper dabei, wieder ins Gleichgewicht zu kommen – für mehr Bewegung und Energie.

Wann ärztliche Abklärung sinnvoll ist

Auch wenn Gelenkschmerzen in den Wechseljahren häufig hormonell bedingt sind, sollten sie ernst genommen werden.
Wenn Gelenke geschwollen, überwärmt oder dauerhaft schmerzhaft sind, gehört das ärztlich abgeklärt. Manchmal verstärken hormonelle Veränderungen bestehende Erkrankungen wie Arthrose oder rheumatische Prozesse – eine gute Diagnostik schafft hier Sicherheit und Klarheit.

Fazit – weniger Schmerz, mehr Leichtigkeit

Gelenkschmerzen in der Menopause sind kein Zeichen des Alterns, sondern Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels.
Der Körper sortiert sich neu, Hormone verändern sich, Strukturen passen sich an. Mit Bewegung, entzündungsarmer Ernährung, gezielter Nährstoffunterstützung, funktioneller Diagnostik und osteopathischer Begleitung lässt sich dieser Prozess gut begleiten.

Östrogen spielt dabei eine zentrale Rolle – es schützt unsere Gelenke, dämpft Entzündungen und hält uns beweglich.
Wenn dieser Schutz nachlässt, dürfen wir dem Körper helfen, seine Balance wiederzufinden.

Über die Autorin

Alexandra Buchmann ist Heilpraktikerin und spezialisiert auf funktionelle Medizin und Osteopathie. In ihrer Praxis in Wentorf begleitet sie Menschen auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit und Lebensqualität.

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