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Labordiagnostik bei Frauenhormonen: Warum der richtige Zeitpunkt entscheidend ist
Hormonbalance / Frauengesundheit4. Dezember 20258 Min. Lesezeit

Labordiagnostik bei Frauenhormonen: Warum der richtige Zeitpunkt entscheidend ist

Labordiagnostik bei Frauenhormonen: Warum der richtige Zeitpunkt entscheidend ist

Hormone steuern nahezu alle Prozesse im weiblichen Körper: Energie, Zyklus, Stimmung, Haut, Schlaf, Stoffwechsel, Libido und doch werden sie im Labor häufig falsch eingeschätzt. Nicht, weil das Labor schlecht arbeitet, sondern weil Hormone extrem dynamisch sind. Der Zeitpunkt der Abnahme entscheidet darüber, ob ein Wert aussagekräftig ist oder komplett in die Irre führt.

In der funktionellen Medizin betrachten wir Hormone wie ein fein abgestimmtes Orchester: Nicht nur was gemessen wird ist wichtig, sondern wann und unter welchen Bedingungen. Genau darum geht es hier.


1. Der richtige Zyklustag

die wichtigste Grundlage

Hormonwerte können sich innerhalb weniger Tage stark verändern.
Progesteron ist dafür das beste Beispiel:
In der ersten Zyklushälfte ist es physiologisch niedrig, so niedrig, dass Ärzte manchmal zu früh eine „Gelbkörperschwäche“ diagnostizieren. Erst nach dem Eisprung, also rund um Tag 19–21, zeigt sich der tatsächliche Progesteronstatus.

Was gilt für die wichtigsten Hormone?

  • Progesteron & Estradiol: Tag 19–21
  • FSH & LH: Tag 4–6
  • Keine Periode? Dann ist der Zykluszeitpunkt nicht relevant, stattdessen stehen Schilddrüse, Prolaktin und DHEA-S im Fokus.

Info:
Progesteron kann sich innerhalb von 24 Stunden um das Zehnfache verändern. Ein einzelner „zu niedriger“ Wert ist also nur aussagekräftig, wenn das Timing stimmt.


2. Die richtige Tageszeit

Hormone leben im Rhythmus

Hormone haben eine sogenannte zirkadiane Rhythmik, also ein Tageszeitmuster. Manche Werte sind morgens am höchsten (z. B. Cortisol, Testosteron), andere bleiben relativ stabil.

Warum ist das wichtig?
Eine Abnahme am Nachmittag kann zu vermeintlich „zu niedrigen“ Werten führen, obwohl sie morgens völlig normal wären. Daher empfiehlt die funktionelle Medizin die Blutabnahme zwischen 7:00 und 9:30 Uhr.

Ganz spannend:
Cortisol fällt im Laufe des Morgens bereits deutlich ab. Eine Abnahme nur eine Stunde später kann zu einem diagnostizierten „Stresshormon-Mangel“ führen obwohl eigentlich alles in Ordnung ist.


3. Die richtigen Laborwerte

mehr als nur Estradiol und Progesteron

Viele Frauen bekommen immer nur die gleichen Werte abgenommen, dabei verraten ergänzende Marker deutlich mehr über die hormonelle Situation.


SHBG

das oft übersehene Schlüsselprotein

SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin) entscheidet darüber, wie viel Estradiol und Testosteron frei und aktiv ist.
Ist SHBG zu hoch, kann eine Frau typische Hormonmangelsymptome haben, obwohl ihre Hauptwerte im Normbereich liegen.

Typische Symptome bei erhöhtem SHBG:

  • Müdigkeit
  • trockene Haut
  • Gewichtsprobleme
  • PMS
  • Libidoverlust

DHEA-S

das Stress- und Resilienz-Hormon

DHEA-S stammt aus den Nebennieren und zeigt, wie gut der Körper langfristig mit Stress und Erschöpfung umgehen kann.
Es schwankt kaum über den Tag, dadurch ist es äußerst zuverlässig.

Info:
DHEA-S hat eine ungewöhnlich lange Halbwertszeit (14–20 Stunden!), weshalb ein einzelner Wert sehr aussagekräftig sein kann.


4. Vorbereitung auf die Blutabnahme

kleine Details, große Wirkung

Ein paar einfache Punkte können die Qualität der Ergebnisse massiv verbessern:

  • 8–12 Stunden Fasten
    Stärkt die Stabilität vieler Parameter, inklusive SHBG und Glukosemarker.

  • Keine Supplements am Morgen
    Besonders Biotin, Zink, Ashwagandha und Vitaminpräparate können Laborwerte spürbar beeinflussen.

  • Hormoncremes, Sprays, Tropfen vorher nicht einnehmen
    Sie verändern Werte teilweise innerhalb von Minuten.

  • Stress vermeiden
    Cortisol und Prolaktin reagieren extrem schnell.

Info:
Schon einige Minuten Stress – wie Stau, Hetzen oder Streit – können Prolaktin messbar erhöhen. Das beeinflusst wiederum den Eisprung, die Libido und sogar das PMS-Erleben.


Fazit: Frauenhormone brauchen Kontext, nicht nur Zahlen

Richtig gemessen sind Hormone ein großartiges Werkzeug: Sie erklären Zyklusprobleme, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Hautveränderungen, Schlafstörungen und vieles mehr.
Falsch gemessen können sie jedoch genauso schnell verwirren oder Fehldiagnosen nach sich ziehen.

Die funktionelle Medizin setzt deshalb auf präzises Timing, gute Vorbereitung und ganzheitliche Interpretation, denn Hormone sind keine statischen Werte, sondern lebendige Marker unseres inneren Gleichgewichts.

Über die Autorin

Alexandra Buchmann ist Heilpraktikerin und spezialisiert auf funktionelle Medizin und Osteopathie. In ihrer Praxis in Wentorf begleitet sie Menschen auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit und Lebensqualität.

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