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Schilddrüse Teil 3 – Ursachen und Symptome erkennen
Schilddrüse26. November 202510 Min. Lesezeit

Schilddrüse Teil 3 – Ursachen und Symptome erkennen

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Schilddrüse Teil 3

Die Schilddrüse im Fokus:
Ursachen und Symptome erkennen und ganzheitlich handeln

Nachdem wir in den ersten beiden Teilen die elementare Rolle der Schilddrüse und die Notwendigkeit einer umfassenden Labordiagnostik besprochen haben, wenden wir uns nun der Königsdisziplin zu: der Ursachenforschung und der ganzheitlichen Therapie von Schilddrüsenerkrankungen.
Als Heilpraktikerin, Osteopathin und Therapeutin für Funktionelle Medizin betrachte ich die Schilddrüse nie isoliert, sondern als integralen Bestandteil des neuro-endokrinen Systems, eng verzahnt mit Nebennieren, Darm und Psyche.


1. Die Hypothyreose: Wenn der Stoffwechselmotor stottert

Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist eine Stoffwechselbremse, die oft schleichend einsetzt. Doch die konventionelle Diagnose, die oft nur TSH-Werte betrachtet, greift zu kurz. In der Funktionellen Medizin fragen wir: Was bringt die Schilddrüse überhaupt dazu, ihre Leistung zu drosseln?

Hashimoto: Die Autoimmun-Wurzel

Die häufigste Ursache ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung. Hierbei handelt es sich um einen Angriff des Immunsystems auf das eigene Schilddrüsengewebe. Dieser Prozess wird nicht durch einen Hormonmangel ausgelöst, sondern durch chronische stille Entzündung und eine fehlgeleitete Immunantwort.

Funktionelle Betrachtung der Ursachen:

  1. Nährstoff-Co-Faktoren:
    Die Schilddrüse benötigt essenzielle Mikronährstoffe (Eisen, Ferritin, Jod, Zink, B-Vitamine), um Hormone zu produzieren. Besonders die Umwandlung des Speicherhormons T4 in das aktive Hormon T3 ist auf Selen angewiesen. Mängel sind oft die eigentliche Funktionsstörung.

  2. Darmgesundheit (Gut-Thyroid-Axis):
    Etwa 80% des Immunsystems sitzen im Darm. Ein Ungleichgewicht des Mikrobioms (Dysbiose) oder eine durchlässige Darmschleimhaut (Leaky Gut) können Entzündungsreaktionen triggern, die Autoimmunprozesse, wie Hashimoto, anfeuern.

  3. Toxinbelastung:
    Chronische Belastungen (z.B. Schwermetalle, Umweltchemikalien) können die Schilddrüsenzellen direkt schädigen und das Immunsystem irritieren.


2. Die Psycho-Emotionale Dimension und der Stress-Schilddrüsen-Zyklus

Die Schilddrüsenfunktion ist untrennbar mit unserer emotionalen Verfassung und unserem Stresssystem (HPA-Achse) verbunden.

Stress als T3-Räuber

Chronischer psycho-sozialer Stress führt zur ständigen Ausschüttung von Cortisol. Ein Übermaß an Cortisol kann die Umwandlung von T4 in das aktive T3 blockieren. Stattdessen produziert der Körper mehr reverses T3 (rT3).
rT3 ist ein inaktives Hormon, das die Rezeptoren für T3 besetzt, aber keine stoffwechselanregende Wirkung hat. Die Folge: Obwohl die Laborwerte (TSH, T4) noch im Rahmen sein mögen, fühlt sich die Patientin zutiefst müde, depressiv und erschöpft (eine sogenannte "periphere Hypothyreose").

Die Schilddrüse in der Osteopathie

Als Osteopathin betrachte ich auch die strukturelle Anbindung. Die Schilddrüse liegt nahe dem Hals, und ihre Funktion wird über das vegetative Nervensystem gesteuert, insbesondere über den Nervus Vagus. Blockaden und Spannungen in der Halswirbelsäule, im Nacken oder im Thorax können die nervale Versorgung und damit die hormonelle Steuerung subtil beeinträchtigen, ein wichtiger Ansatzpunkt für die manuelle Therapie.

Symptome mit psychischer Komponente

Neben den klassischen Symptomen wie Kälteempfindlichkeit und Gewichtszunahme sind die psychischen Auswirkungen oft am belastendsten:

• Anhaltende Erschöpfung und Burnout-ähnliche Zustände
• Konzentrations- und Gedächtnisprobleme ("Brain Fog")
• Depressive Verstimmung und Angstzustände
• Anhedonie (Verlust der Freude an Dingen, die früher Spaß machten)


3. Früherkennung und Funktionelle Diagnostik

Eine frühe Diagnose basiert nicht nur auf der Messung von TSH, sondern auf der ganzheitlichen Bewertung der Hormonkaskade und der Nährstoffversorgung:

Das erweiterte Schilddrüsenpanel:
Unverzichtbar sind fT4, fT3, rT3 und der vollständige Antikörperstatus (TPO-AK, Tg-AK, TRAK).

Vitalstoff-Check:
Die Messung von Selen, Zink, Vitamin D, Eisen/Ferritin, Jod ist entscheidend, um funktionelle Engpässe in der Hormonproduktion zu identifizieren und gezielt zu substituieren.

Nebennieren-Check:
Die Überprüfung des Cortisol-Tagesprofils (Speicheltest) gibt Aufschluss über die Belastung der HPA-Achse und die Wechselwirkung mit der Schilddrüse.


4. Prävention und Funktionelle Therapieansätze

Prävention und Therapie überschneiden sich in der Funktionellen Medizin. Es geht darum, das Terrain so zu optimieren, dass das System seine Balance wiederfindet.

1. Darmheilung und Antiinflammatorische Ernährung

Das Fundament jeder funktionellen Schilddrüsentherapie ist die Darmgesundheit. Die Reduktion entzündungsfördernder Lebensmittel (oft Weizen, Gluten und Milchprodukte) und die gezielte Regeneration der Darmschleimhaut sind bei Autoimmunerkrankungen das A und O. Bei aktivem Hashimoto ist das Autoimmun-Paläo-Protokoll (AIP) oft ein wirkungsvoller, wenn auch zeitlich begrenzter, Ansatz, um die Immunreaktion durch radikale Entlastung zu beruhigen.

2. Gezielte Mikronährstoff-Therapie

Basierend auf der Labordiagnostik erfolgt eine individuelle Supplementierung von z.B. Jod, Selen, Zink und Eisen/Ferritin, um die Produktion und Umwandlung der Schilddrüsenhormone optimal zu unterstützen. Ein Ausgleich von Vitamin B12 und Folsäure ist ebenfalls essenziell, da diese für die Energieproduktion und die mentale Klarheit wichtig sind.

3. Entgiftungskapazität und Umwelteinflüsse

Die Fähigkeit des Körpers, Toxine abzubauen, spielt eine Rolle bei der Entlastung des Immunsystems.

Leber-Support: Die Unterstützung der Phase I und II der Leberentgiftung (z.B. durch spezifische Aminosäuren und Schwefelverbindungen wie NAC oder Mariendistel) hilft, Umweltgifte und überschüssige Hormone besser auszuscheiden.
Methylierung: Eine gut funktionierende Methylierung (abhängig von B-Vitaminen) ist kritisch für die Entgiftung und die epigenetische Steuerung der Immunzellen.

4. Ganzheitliche Hormonbalance

Die Schilddrüse interagiert eng mit den weiblichen und männlichen Sexualhormonen.

Östrogendominanz:
Ein Überschuss an Östrogen (auch durch Umweltchemikalien, sogenannte Xenobiotika) kann die Produktion von Thyroxin-bindendem Globulin (TBG) in der Leber erhöhen. Dadurch wird mehr Schilddrüsenhormon gebunden und steht dem Körper inaktiver zur Verfügung. Die Balance von Östrogen und Progesteron zu prüfen und zu unterstützen, ist daher oft ein wichtiger, ergänzender therapeutischer Schritt.

5. Stress-Resilienz und Psychohygiene

Der therapeutische Ansatz muss die psychische Komponente umfassen. Techniken zur Stressregulation (Atemübungen, Achtsamkeit, sanfte Bewegung), ausreichender Schlaf und die Arbeit an emotionaler Entlastung sind essenziell, um die Cortisol-Ausschüttung zu normalisieren und die Blockade der T3-Produktion zu lösen.

6. Strukturelle Unterstützung

Aus osteopathischer Sicht kann die manuelle Therapie dazu beitragen unter anderem Verspannungen und Blockaden im Hals- und Brustbereich zu lösen, die die nervale und vaskuläre Versorgung der Schilddrüse und des Vagusnervs beeinflussen.


Die Schilddrüse ist ein feinfühliger Seismograf unseres Lebensstils.

Wer die komplexen Zusammenhänge von Hormonen, Immunsystem und Psyche versteht, hält den Schlüssel zu einer tiefgreifenden und nachhaltigen Gesundheit in der Hand.

Über die Autorin

Alexandra Buchmann ist Heilpraktikerin und spezialisiert auf funktionelle Medizin und Osteopathie. In ihrer Praxis in Wentorf begleitet sie Menschen auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit und Lebensqualität.

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