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Schmerzort ist nicht gleich Ursache
Gesundheit26. September 20259 Min. Lesezeit

Schmerzort ist nicht gleich Ursache

Schmerzen sind das Ergebnis einer komplizierten Signalverarbeitung im Nervensystem. Viele Körperregionen teilen sich die gleichen Nervenbahnen und Rückenmarkssegmente. Das Gehirn kann dadurch nicht immer genau unterscheiden, von welchem Gewebe das Schmerzsignal kommt.

Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Gelenkbeschwerden, viele kennen diese alltäglichen Begleiter. Naheliegend ist die Annahme: Das Problem liegt genau dort, wo es weh tut. Doch der Körper ist ein komplexes Netzwerk. Die Ursache für Schmerzen kann ganz woanders liegen, als dort, wo wir sie spüren.

Die Osteopathie macht es sich zur Aufgabe, diese Zusammenhänge zu erkennen.
Ziel ist es, nicht nur die Symptome zu betrachten, sondern den eigentlichen Ursprung der Beschwerden zu finden und zu behandeln.

Beispiel 1: Kopfschmerzen – Nacken statt Kopf

Viele Kopfschmerzen entstehen nicht im Kopf selbst, sondern durch Verspannungen in der Halswirbelsäule oder der Nackenmuskulatur. Die oberen Wirbelsegmente (C1–C3) stehen über Nervenverbindungen in enger Beziehung zu Strukturen des Kopfes. Kommt es dort zu Blockaden oder muskulären Verspannungen, können Reize ins Gehirn weitergeleitet werden, die als Kopfschmerz wahrgenommen werden. Typisch sind Schmerzen, die vom Nacken in den Hinterkopf oder in die Schläfen ziehen.

Beispiel 2: Rückenschmerzen – wenn der Darm mitredet

Rückenschmerzen sind nicht immer muskulär bedingt. Über Nervenverbindungen kann der Darm Reize an die gleichen Rückenabschnitte weiterleiten. So versorgen Nerven im Bereich der unteren Brust- und Lendenwirbelsäule (z. B. T10–L2) nicht nur die Rückenmuskulatur, sondern auch den Darm. Reizungen im Verdauungssystem – etwa durch Blähungen, Reizdarm oder Entzündungen – können daher Reflexe auslösen, die sich als Verspannung oder Schmerz im Rücken bemerkbar machen.

Beispiel 3: Bauchschmerzen – wenn Faszien ziehen

Bauchschmerzen ohne organischen Befund haben oft ihren Ursprung im Bindegewebe (Faszien). Faszien durchziehen den gesamten Körper wie ein Netz. Nach Operationen, Entzündungen oder durch anhaltende Spannung können sie verkleben oder verhärten. Diese Veränderungen wirken sich nicht nur lokal aus, sondern auch auf umliegende Strukturen – etwa den unteren Rücken oder das Becken.

Beispiel 4: Knieschmerzen – die Ursache liegt eine Etage höher oder tiefer

Knieschmerzen können ein Ausdruck von Überbelastung sein. Eine blockierte Hüfte oder ein instabiler Fuß können die Statik verändern und das Knie überlasten.

  • Eine eingeschränkte Beweglichkeit der Hüfte kann dazu führen, dass das Knie beim Gehen oder Laufen übermäßig beansprucht wird.
  • Auch die Fußstellung spielt eine Rolle: Ein abgesenktes Fußgewölbe oder Instabilitäten im Sprunggelenk verändern die gesamte Statik. Das Knie muss dann ausgleichen und reagiert mit Schmerzen.

Osteopathisch werden deshalb ganze Bewegungsketten untersucht – also das Zusammenspiel von Fuß, Knie, Hüfte und Becken bis zum Kopf.

Osteopathie auf Spurensuche

Um den Ursprung von Beschwerden zu erkennen, setzt die Osteopathie auf:

  • eine ausführliche Anamnese – die ganze Geschichte der Beschwerden, nicht nur das aktuelle Symptom
  • eine gründliche körperliche Untersuchung – Gelenke, Muskeln, Nervensystem, Organe, Faszien und ihre Verbindungen
  • den Blick auf den Körper als Ganzes – vom Scheitel bis zur Sohle!

So wird deutlich: Schmerzen sind ein Symptom, die Ursache kann ganz woanders liegen.
Osteopathie setzt dort an, wo das Ungleichgewicht wirklich entsteht.

Fazit

Schmerz ist das Signal des Körpers: „Etwas ist aus dem Gleichgewicht geraten.“ Dies sollte man nicht ignorieren.
Die Ursache für den Schmerz kann jedoch woanders liegen. Die Osteopathie macht diese Zusammenhänge sichtbar und behandelt den gesamten Körper als funktionale Einheit.
Denn alles ist untrennbar miteinander verbunden.

„Jedes Symptom ist ein Puzzleteil und erst der ganze Mensch macht das Bild vollständig.“

Quellen

  • Bogduk N. Cervicogenic Headache. StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023.
  • Gebhart GF. Visceral Pain Pathways. StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023.
  • Schleip R, Klingler W, Lehmann-Horn F. Active fascial contractility: fascia may be able to contract in a smooth muscle-like manner and thereby influence musculoskeletal dynamics. Medical Hypotheses. 2005;65(2):273–277.
  • Wilke J, Schleip R, Yucesoy CA, Banzer W. Not merely a protective packing organ? A review of fascia and its force transmission capacity. Frontiers in Physiology. 2018;9:1847.
  • Powers CM. The influence of abnormal hip mechanics on knee injury: a biomechanical perspective. J Orthop Sports Phys Ther. 2010;40(2):42–51.

Über die Autorin

Alexandra Buchmann ist Heilpraktikerin und spezialisiert auf funktionelle Medizin und Osteopathie. In ihrer Praxis in Wentorf begleitet sie Menschen auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit und Lebensqualität.

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